Hintergrund des Projekts
Worum geht es bei dem Vorhaben?
Das Vorhaben zur Optimierung der Sammlung von Bioabfällen wird von der Technischen Universität Hamburg und den Entsorgungsbetrieben Lübeck durchgeführt und von mehreren Wohnungsbaugesellschaften unterstützt. Die Untersuchung findet im Rahmen der Projekte KUKOM und CLOSECYCLE statt, welche von der DBU (Deutschen Bundesstiftung Umwelt) und von der EU (INTERREG Nordsee-Regionen-Programm) gefördert werden.
Ziel des Vorhabens ist es, Lebensmittelabfälle aus Haushalten (Küchenabfälle) besser getrennt zu erfassen, da das bei diesem Abfallstrom deutschlandweit und auch in Lübeck bislang unzureichend geschieht. Dadurch gehen wertvolle Ressourcen verloren, die zur Produktion von Biogas als nachhaltigem Energieträger sowie von Kompost als Bodenverbesserer für die Landwirtschaft und als Substratkomponente im Gartenbau genutzt werden könnten.
Werden Küchenabfälle fälschlicherweise über die Restmülltonne entsorgt, entstehen hohe Entsorgungskosten, und wertvolle Rohstoffe gehen verloren. Restabfälle werden in Deutschland zumeist verbrannt, während sie in Lübeck nach einer Vorbehandlung auf einer Deponie landen.
Warum halten wir die Verbesserung der Sammlung von Küchenabfällen für so wichtig?
Mittels Biotonne eingesammelte Bioabfälle aus Haushalten sind zum einen Grünabfälle wie Blumenreste oder alte Topfpflanzen und zum anderen Lebensmittelabfälle aus unseren Küchen. Bezogen auf die Masse machen die Küchenabfälle den größten Anteil der Haushaltsabfälle aus und besitzen ein großes Potenzial für ein stoffliches und energetisches Recycling. Allerdings kann dies nur gelingen, wenn sie in hoher Qualität getrennt gesammelt werden und nicht in der Restmülltonne landen. Noch immer landen in Deutschland die meisten Küchenabfälle im Restmüll und werden verbrannt. Ein Unding, wenn man bedenkt, dass diese Abfälle zu etwa 80% aus Wasser bestehen und dadurch mehr Energie zum Verdampfen des Wasser aufgewendet werden muss, als letztlich daraus gewonnen werden kann.
Auch die Qualität des Bioabfalls in der Biotonne stimmt nicht immer. Verunreinigungen durch Plastik, Glas oder Metall müssen in der Abfallbehandlungsanlage kostenintensiv entfernt werden. Insbesondere bei Plastik gelingt dies technologisch nicht vollständig. Je mehr Verunreinigungen im Bioabfall enthalten sind, desto schwieriger ist es, qualitativ hochwertigen Kompost für die Landwirtschaft oder den eigenen Garten zu produzieren. Sicher haben Sie auch schon Plastikteile im Kompost gefunden, den Sie im Baumarkt gekauft haben. Auch optisch nicht erkennbare Mikroplastikpartikel können aus falsch entsorgten Plastiktüten entstehen. Das muss nicht sein!
Wie sieht es in den Lübecker Testgebieten aus?
Zu Beginn des Projekts haben wir in den Testgebieten anonym in die Tonnen geschaut und eine Abfallanalyse durchgeführt. Damit haben wir das Potenzial der Bioabfälle bestimmt, das im Durchschnitt in den Haushalten der Testgebiete noch ungenutzt ist. Das ist der Anteil, der leider noch falsch über die Restmülltonne entsorgt wird. Zudem haben wir mit der Sortieranalyse ermittelt, wie viele und welche Verunreinigungen in der Biotonne stecken. Somit können zusammenfassend folgende Aussagen zu den Ergebnissen getroffen werden:
Die Qualität in der Biotonne stimmt größtenteils!
ABER In der Restmülltonne landen deutlich zu viele Küchenabfälle!
In Zahlen ausgedrückt
- Etwa 0,5% des Inhalts der Biotonne sind Störstoffe, die nicht hineingehören. Davon entfallen knapp 50% auf konventionelle Kunststoffe, die in der Fläche und durch die Leichtigkeit des Materials nach sehr viel aussehen. Einen großen Anteil dieser Kunststoffe machen Plastiktüten aus, die zum Sammeln der Bioabfälle benutzt wurden.
- Im Durchschnitt landen nur etwa ein Drittel, 30-35%, der im Haushalt anfallenden Küchenabfälle bzw. Lebensmittelabfälle in der Biotonne. Der Rest wird leider über den Restmüll entsorgt. Ein Teil davon ist sogar noch vollständig verpackt.
- Insgesamt fallen pro Person und Jahr durchschnittlich zwischen 23 und 31 Kilogramm Lebensmittelabfälle an.
- Demnach landen jährlich zwischen 14 und 21 Kilogramm pro Person in der Restmülltonne. Somit kann aus diesem Teil kein wertvoller Kompost für die Landwirtschaft hergestellt werden.

Insgesamt besteht also noch ein sehr großes Potenzial, etwas besser zu machen, damit wir als Entsorgungsbetriebe Lübeck mehr Wertstoffe aus diesen Abfällen erzeugen können. Wir sind uns sicher, dass wir es gemeinsam mit Ihnen schaffen, dieses Potenzial zu nutzen!
Projektphasen
Das Projekt zur Verbesserung der Sammlung von Küchenabfällen ist in zwei Hauptphasen unterteilt.
Phase 1 ab März 2025
- Wir verteilen kostenfrei kleine 6-Liter-Sortierbehälter (Vorsortierer) an die Haushalte in den Testgebieten. Jeder Haushalt in den beiden Testgebieten von TRAVE und LBV erhält davon zwei. Sie dienen zur Nutzung dort, wo die Küchenabfälle anfallen. Diese sollen ohne Plastikbeutel genutzt werden. Auch sogenannte „biologisch abbaubare“ Müllbeutel sollen nicht eingesetzt werden.
- Es gelten die regulären Sortierhinweise der Entsorgungsbetriebe Lübeck mit kleinen Modifikationen. Die Haushalte in den Testgebieten sollen verstärkt darauf achten, dass keine Lebensmittelabfälle in den Restmüll gegeben werden und keine Kunststoffe in den Bioabfall gelangen. In Kunststoff, Glas oder Metall verpackte Lebensmittel sind bitte vorab zu entpacken.
- Die Sortierbehälter sollen in die gewohnte Biotonne entleert werden. Diese wird wie bisher im regulären Abfuhrrhythmus abgeholt. Entleerte Sortierbehälter können in die Spülmaschine gestellt und in der Zwischenzeit der zweite Behälter genutzt werden. Sofern größere Bioabfälle wie Blumensträuße anfallen, die nicht in den Sortierbehälter passen, sollen diese wie bisher direkt in die Biotonne entsorgt werden.
Phase 2 ab Juni 2025
Küchenabfälle
- Die Sortierbehälter werden weiter genutzt, wie in Phase 1 begonnen. Sie müssen nun jedoch nicht mehr selbst entleert werden. Die Biotonne wird abgezogen und stattdessen wird ein Gestell auf dem Müllplatz aufgebaut. An dieses können nun die gefüllten Sortierbehälter gehängt werden. Während der Sortierbehälter am Gestell hängt, soll der zweite Behälter in der Küche benutzt werden.
- Die am Gestell am Abfallsammelplatz aufgehängten Behälter werden zweimal pro Woche von den Entsorgungsbetrieben entleert. Der geleerte Behälter wird an das Gestell an den gleichen Platz zur Abholung durch die Haushalte gehängt. Den eigenen Behälter kann man an der persönlichen Nummer erkennen.
- Die gesammelten Küchenabfälle aus den Sortierbehältern werden mittels E-Schwerlastrad abtransportiert. Dadurch wird nicht nur die Hygiene gesteigert, auch das Verkehrsaufkommen in den Testgebieten wird reduziert und Treibstoff sowie Emissionen werden gespart.
Grünabfälle
- Um weiterhin eine Möglichkeit zur getrennten Entsorgung größerer Grünabfälle, zum Beispiel von Balkon und Hochbeeten, zu haben, wird eine neue grüne Tonne mit Aufkleber aufgestellt. Sollten wider Erwarten einmal mehr Küchenabfälle in den Tagen zwischen den beiden Abfuhren pro Woche aufkommen, so können diese ausnahmsweise auch in die neue grüne Tonne gegeben werden.
Ihre Sortierbahälter für Küchenabfälle

Die Haushalte in den Testgebieten erhalten zwei 6-Liter-Sortiergefäße für Küchenabfälle. Diese sollen ihnen helfen, Bioabfälle komfortabel getrennt dort zu sammeln, wo sie anfallen. Die Sortierbehälter wurden aus einer großen Vielfalt von Möglichkeiten ausgewählt und im Vorfeld getestet. Neben einem ansprechenden Design sind sie platzsparend und stapelbar. Der Deckel schließt gut, ist bei Bedarf abnehmbar und kann vollständig nach hinten geklappt werden. Der Henkel erlaubt einen praktischen Transport. Die Sortierbehälter können in der Spülmaschine gereinigt werden.
Den zweiten Sortierbehälter erhalten die Haushalte, um diesen zu nutzen, wenn der erste in der Spülmaschine ist oder wenn einmal größere Mengen an Küchenabfällen anfallen. Durch die glatte Innenoberfläche ohne Kanten ist auch eine manuelle Reinigung leicht möglich. Die Behälter bestehen aus robustem, recyceltem Kunststoff und der Hersteller gibt eine 20-jährige Garantie. Sollten Defekte auftreten, können die Haushalte die Entsorgungsbetriebe Lübeck kontaktieren, damit ein Austausch vorgenommen werden kann.
Etiketten auf den Sortierbehältern und Aufhäng-Gestell
Die Sortierbehälter erhalten ein Etikett mit einem QR-Code und einer Nummer. Die Nummerierung sorgt dafür, dass die Haushalte ihre persönlichen Behälter identifizieren können und gleichzeitig ihre Anonymität wahren. Dies ist in der zweiten Phase des Projektes wichtig, in der die Sortierbehälter nicht mehr in die Biotonne entleert werden, sondern an ein eigens für das Projekt entwickeltes Gestell zur Abholung aufgehängt werden. Anmerkungen zur Verbesserung der Aufhängung werden gerne entgegengenommen. Die Entleerungen der Sortierbehälter in einen auf dem E-Schwerlastrad befindlichen Behälter übernehmen die Entsorgungsbetriebe Lübeck. Dabei wird der QR-Code gescannt, um die Gesamtanzahl der entleerten Behälter pro Sammlung zu erfassen. Dies soll helfen, Rückschlüsse über die Nutzung dieser zu erhalten und das Sammelkonzept weiterzuentwickeln.
Sortieranleitung
Die allgemeingültige Sortieranleitung für Ihre Haushaltsabfälle, die auf unserer Webseite hier zu finden ist, gilt weiterhin, allerdings mit kleinen Modifikationen und Ergänzungen.
Bei den Bioabfällen wird eine Unterscheidung in Küchenabfälle und Gartenabfälle vorgenommen. Diese haben sehr unterschiedliche stoffliche Eigenschaften. Das bedeutet, dass auch unterschiedliche Transport- und Verwertungswege in Frage kommen. So verderben Lebensmittelabfälle schnell und eine häufigere Abholung bedeutet gesteigerte Hygiene. Gartenabfälle hingegen sind besser lagerfähig. Zudem haben Küchenabfälle ein sehr hohes Biogaspotenzial, während die holzigen Materialien aus den Gartenabfällen für eine Biogasproduktion ungeeignet, jedoch gut für die Kompostierung geeignet sind.
Sortierung in Phase 1
In Phase 1 werden die Küchenabfälle wie angegeben in den Sortierbehältern gesammelt und in die Biotonne gegeben. Auch Gartenabfälle werden dann noch in die Biotonne gegeben. Diese Phase dient der Gewöhnung an Ihre neuen Sortierbehälter mit optimierter Trennung im Haushalt.
Sortierung in Phase 2
In Phase 2 werden alle Biotonnen entfernt. Dafür wird das Gestell für die Aufhängung der Sortierbehälter aufgestellt sowie eine neue grüne Tonne mit Aufkleber. Die Sortierbehälter werden regelmäßig zweimal pro Woche geleert. Die neue grüne Tonne wird geleert, wenn sie voll ist.

Weitere Informationen
Das Projektvorhaben ist eingebettet in verschiedene wissenschaftliche Projekte, welche darüber hinaus weitere Aspekte untersuchen:
KUKOM
Minderung und Analytik von Kunststoffen in Komposten zur Förderung ihres Einsatzes als Bodenverbesserer und Torfsubstitut - teilgefördert durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)
- Koordination: Technische Universität Hamburg
- Projektpartner: Universität Hamburg, Entsorgungsbetriebe Lübeck, ASB Greenworld
- Kontakt: PD Dr.-habil. Ina Körner, i.koerner@tuhh.de
- https://www.dbu.de/projektdatenbank/38158-01
CLOSECYCLE
Auf dem Weg zu territorialen Bioraffinerienetzwerken: Kreisläufe durch Produkte aus reststoff-basierten Bioressourcen auf regionaler Ebene schließen – teilgefördert durch Europäische Union im INTERREG Nordsee Programm
- Koordination: Technische Universität Hamburg
- Projektpartner: 18 Partner aus 5 Ländern (Belgien, Dänemark, Deutschland, Niederlande Frankreich, Schweden) einschließlich der Entsorgungsbetriebe Lübeck
- Kontakt: PD Dr.-habil. Ina Körner, i.koerner@tuhh.de
- https://www.interregnorthsea.eu/closecycle

Autoren dieser Seite
Steffen Walk (BC), Annelena Lüchtenberg (EBL), Manfred Rehberg (EBL), Ina Körner (TUHH)